Lehrreiches Resümee nach zehnmonatigem Parlamentsstipendium
Gerne habe ich als Präsidiumsmitglied erneut eine Patenschaft im Rahmen des Stipendienprogramms der Studienstiftung des Berliner Abgeordnetenhauses übernommen. In den letzten zehn Monaten hatte ich in meinem Büro Frau Inga Putkaradze zu Gast. In regelmäßigen Gesprächen konnten ich und meine Mitarbeiter von ihrem externen Blick und ihren Forschungsinteressen profitieren. Der Austausch hat mir sehr viel Spaß gemacht. Für ihren weiteren Werdegang wünsche ich der jungen Forscherin alles Gute. Nachfolgend berichtet Frau Putkaradze über das Stipendienprogramm und ihre Erfahrungen.
Die Studienstiftung des Abgeordnetenhauses fördert jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen aus verschiedenen Ländern und verleiht ihnen ein zehnmonatiges Forschungsstipendium. Damit erhalten die Stipendiaten die Möglichkeit, deutsche Forschungseinrichtungen zu nutzen, fast ein Jahr lang Erfahrungen im wissenschaftlichen Leben Berlins zu sammeln, Deutschland näher kennenzulernen und diese Erfahrungen in ihre Heimatländer mitzunehmen.
Mein Name ist Inga Putkaradze, Doktorandin in Politikwissenschaft aus Georgien.
Im akademischen Jahr 2024/2025 erhielt ich ein Stipendium der Studienstiftung des Abgeordnetenhauses von Berlin. Im Rahmen dieses Stipendiums war ich für zwei Semester als Doktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin immatrikuliert und forschte am Institut für Sozialwissenschaften zum Thema: „Die neue Erweiterungswelle der EU nach Osteuropa und die Auswirkungen der europäischen Empfehlungen auf Georgien, Moldawien und die Ukraine“. Ziel meiner Forschung war es, die Merkmale der Beteiligung der Europäischen Union an der innen- und außenpolitischen Agenda Georgiens, der Republik Moldawien und der Ukraine herauszuarbeiten. Aufgrund meines Forschungsziels war es für mich von großer Bedeutung, das politische System Deutschlands kennenzulernen und zu verstehen, bzw. welche Rolle Deutschland – als einflussreicher Mitgliedstaat der EU – bei der Unterstützung Georgiens auf dem Weg in die EU spielen kann.
Neben der wissenschaftlichen Arbeit bot mir das Stipendium die Möglichkeit, das politische System Deutschlands eingehend kennenzulernen. Ich besuchte Plenarsitzungen des Abgeordnetenhauses von Berlin, verschiedene Ausschusssitzungen sowie eine Sitzung des Deutschen Bundestages und des Bundesrates. Zudem besuchte ich verschiedene politische Institutionen in Berlin, darunter das Auswärtige Amt und das Bundeskanzleramt.
Diesbezüglich, war ein zentraler Bestandteil des Stipendiums das Patenschaftsprogramm. Im Rahmen dessen war Herr Stephan Lenz von der CDU-Fraktion mein Pate. Die Zusammenarbeit mit Herrn Stephan Lenz war für mich als Promotionsstudentin im Fach Politikwissenschaft eine einzigartige Erfahrung. Besonders bereichernd war es, seine praktischen Einschätzungen zu verschiedensten Themen zu hören. Wir hatten zahlreiche Gespräche über die politische Lage in Georgien, über das deutsche Regierungssystem, Demokratie, demokratische Werte, Wahlsysteme, Geopolitik und mehr.
Auch das Abgeordnetenbüro von Stephan Lenz hat mich während des gesamten Forschungsprozesses tatkräftig unterstützt. So konnte ich Kontakte zu weiteren Abgeordneten des Berliner Abgeordnetenhauses sowie zu weiteren Vertretern im politischen Berlin knüpfen. Dies ermöglichte mir, Interviews mit deutschen Experten zu führen, was den wissenschaftlichen Wert meiner Forschung erheblich gesteigert hat. Besonders hervorzuheben ist die Durchführung von Interviews mit Experten führender Berliner Forschungseinrichtungen sowie mit einem Mitglied des Abgeordnetenhauses, wodurch ich mein professionelles Netzwerk deutlich erweitern konnte.
Dank der Unterstützung von Herrn Lenz besuchte ich zudem verschiedene Veranstaltungen der CDU. Diese Begegnungen ermöglichten mir vertiefte Einblicke in die deutsche Parteienlandschaft, die Funktionsweise des politischen Systems sowie in die aktuellen Debatten über Demokratie und Menschenrechte.
An meiner Heimatuniversität, der Staatlichen Universität Tiflis, bin ich als Dozentin tätig und führe das Seminar „Das politische System Georgiens“ durch. Mit der 10-monatigen Erfahrung in Berlin habe ich nun die Möglichkeit, einen fundierten vergleichenden Analyseansatz zwischen den politischen Systemen Georgiens und Deutschlands zu entwickeln. Ich konnte vor Ort erfahren, wie Demokratie in der deutschen Hauptstadt funktioniert. Diese Erfahrung war für mich als junge Wissenschaftlerin besonders wertvoll, da ich erkennen konnte, wie Deutschland seine demokratischen Erfahrungen mit Ländern wie Georgien teilen kann – sei es zur Stärkung von Menschenrechten, zur Förderung demokratischer Institutionen oder zur Konsolidierung der Demokratie. Unter den derzeitigen geopolitischen Herausforderungen und vor dem Hintergrund der europäischen Integration Georgiens, kann ich nun diese wertvollen Erfahrungen an georgische Studenten weitergeben.